Im Lißberg Musikinstrumentenmuseum gibt es über ein Dutzend Weltbesonderheiten und etliche seltene und skurrile Instrumente.

Einige Beispiele:

Nürnbergisch Geigenwerk: Eine Art Riesendrehleier mit 5 Rädern und über 40 Saiten, erfunden von Hans Haiden 1575 in Nürnberg, wo er Kantor an St. Sebaldus war; nachgebaut 1985 von Kurt Reichmann für den Film „Der Name der Rose“, in dem es für mystische Hintergrundklänge eingesetzt wird. Beim Tastendruck senkt sich die jeweilige Saite auf das drehende Rad und erzeugt einen gestrichenen Ton.

Saz Dulap: Eine mongolische Höhlenmalerei aus dem 8.(!) Jahrhundert bildet Cheng, Koto und Sitar als bis heute gebräuchliche Instrumente ab. Das ausgestorbene Saz Dulap, nachgebaut von Kurt Reichmann, ist ein Drehzupfinstrument, bei dem die Saiten auf einer Walze gedreht werden. Beim Drücken einer Taste zupft ein Plektrum die jeweilige Saite viermal pro Kurbeldrehung an.

Clavikanon: Sieht aus wie ein halbiertes Cembalo, dient aber dem Anspielen von Klängen alter historischer Stimmungen wie Werckmeister, Kirnberger, pythagoräisch, mitteltönig u.v.m., die mittels Schablonen und Schiebereglern eingestellt und gleichermaßen „abgehört“ und sichtbar gemacht werden können. Erfunden von Werner von Strauch, Halle. Der zugehörige Prototyp ermöglicht den Vergleich mit der Weiterentwicklung.

Streichklaviere nach Leonardo da Vinci: Kurt Reichmann baute als erster nach einer Skizze Leonardos ein Streichklavier für die Frankfurter Musikmesse 1975. Vier Saiten mit versetzt angeordneten Tastaturen ermöglichen ein Melodiespiel mit verschiedenen Bordunen. Dadurch angeregt, fertigte ein anderer Instrumentenbauer eine etwas variierte Konstruktion mit zwei Saiten und Tastaturen über die gesamte Instrumentenbreite.

Orgel- und Akkordeonleiern: Einzig spielbare der Welt. Enthalten neben den Drehleiersaiten eine Reihe Orgelpfeifen, die durch einen Balg im Gehäuse mit Luft versorgt werden. Nachgebaut (nach einem unspielbaren Original in Berlin) von Kurt Reichmann, ebenso wie die Neuerfindung einer Akkordeonleier, deren Zungen bei weniger Luftverbrauch bei gleicher Balggröße mehrstimmiges Spiel ermöglichen.

Dulcaina und Bassanello: Nachweislich ausgestorbene Doppelrohrblattinstrumente, die Kurt Reichmann auf der Drehbank nachbaute, um auf der jährlichen Musikmesse in Frankfurt jeweils eine Welteinmaligkeit zu präsentieren. Die Baugeschichte der Dulcaina wurde durch einen Instrumentenfund auf der „Mary Rose“, einem gesunkenen Schiff, erhellt.

Menschenknochenflöte aus Tibet: Auf dem Knochen eines Bösen wurde in den Klöstern von den Mönchen zur Vertreibung des Bösen geblasen – „similia similibus“ Gleiches mit Gleichem ausgetrieben – wie in der Hömöopathie Hahnemanns. Ohne den Knochen kann der Verstorbene nach fernöstlicher Lehre nicht komplett in den Kreislauf der Natur zurückkehren.