Laudatio SPD-Ehrenamtspreis

am 18.11.2014 für den

Förderverein Musikinstrumentenmuseum Lißberg

Lisa Gnadl, MdL

Liebe Mitglieder des Fördervereins Musikinstrumentenmuseums Lißberg,

als im vergangenen Jahr der Vulkanradweg das zehnte Jubiläum seines Bestehens feierte, haben die Bundestagsabgeordnete Bettina Müller und ich insgesamt fünf öffentliche Touren angeboten, die zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten entlang des Radwegs führten. Auf unserer dritten Tour sind wir vom Stockheimer Bahnhof nach Lißberg geradelt und haben das dortige Musikinstrumentenmuseum besucht. Im Nachgang zu diesem Besuch entwickelte sich auch die Idee, die Arbeit des Förder­vereins des Musikinstrumentenmuseums mit dem Ehrenamtspreis der SPD Wetterau auszuzeichnen.

Denn was wir bei unserem Besuch im Musikinstrumentenmusem gesehen haben und was jeder Besucher und jede Besucherin dort entdecken kann, ist für Hessen und in Teilen der Ausstellung auch weltweit einmalig. Das Musikinstrumentenmuseum öff­nete 1990 seine Türen im ehemaligen Lißberger Schulhaus, das  zwischen der Kirche und der Burg gelegen ist. Der Frankfurter Instrumentenbauer und -sammler Kurt Reichmann hatte damals zu seinem 50. Geburtstag das Museum gegründet. Die meisten der über 1.000 Exponate des Museums stammen aus seiner Sammlung be­ziehungsweise wurden von ihm selbst gebaut. Viele Besucherinnen und Besucher des Musikinstrumentenmuseums sind sicherlich überrascht, dass in Lißberg die welt­weit größte Sammlung von Borduninstrumenten, Dudelsäcken und Drehleiern zu finden ist. Das zeigt einmal mehr, dass man die Region Oberhessen nicht unter­schätzen sollte!

Dass Kurt Reichmann als Standort für das Musikinstrumentenmuseum damals Lißberg gewählt hat, hängt wohl vor allem damit zusammen, dass Heinke und Kurt Reichmann seit 1982 in Lißberg jährlich am Wochenende nach Christi Himmelfahrt das „Treffen von Drehleierspielern für Drehleierspieler“, auch als „Lißberger Leier­tage“ oder „Reichmann-Treffen“ bekannt, organisieren.

Das Motto, unter dem das Museum steht, heißt „Die Entwicklung der Musikinstru­mente von Michael Praetorius bis heute“. Praetorius war ein bedeutender Kirchen­komponist im Übergang von der Renaissance- zur Barockzeit zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert, aber auch ein Musikwissenschaftler, der sich in seinem Werk „Syntagma musicum“ mit der historischen Aufführungspraxis von Musik und der Geschichte des Musikinstrumentenbaus befasste.

Ausgehend von diesem Werk von Praetorius ist im Musikinstrumentenmuseum die Ausstellung nach Instrumentenfamilien organisiert und Kupferstiche, die man in den Ausstellungsvitrinen betrachten kann, zeigen die Entwicklungsgeschichte der Instrumente.

Neben der Sammlung von Blasinstrumenten – darunter auch einige Kuriositäten wie etwa eine Schlangenhautflöte und eine Menschenknochenflöte – gibt es auch viele Tasteninstrumente zu betrachten, etwa die Steichklaviere mit dem einzig spielbaren „Nürnbergisch-Geigenwerk“.

Als wir im Sommer letzten Jahres das Museum im Zuge unserer Radtour besucht haben, hat sich unsere jetzige Bundestagsabgeordnete Bettina Müller auch gleich an das Cembalo gewagt. Man sieht: Im Musikinstrumentenmuseum gibt es nicht nur vieles zum Anschauen, sondern auch zum Anfassen und Ausprobieren. Allen, die noch nicht dort waren, kann ich einen Besuch nur wärmstens empfehlen!

Zusammen mit der Museumseröffnung gründete sich im Jahr 1990 auch der Förder­verein des Musikinstrumentenmuseums, der heute gemeinsam mit der Stadt Orten­berg der Träger des Museums ist.

Kurt Walter Racky, Vorsitzender des Fördervereins, Ortspfarrer in Lißberg und auch Kirchenmusiker, hat eng mit Herrn Reichmann zusammengearbeitet, und führt mit dem gesamten Förderverein das Museum weiter und baut die Bestände aus.

Frau Schubert, die uns im vergangenen Jahr durch die Ausstellung geführt hatte, hat uns berichtet, dass jährlich etwa 300 Besuchergruppen in das Museum kommen. Das ist für ein Museum, das vor allem vom Engagement der Mitglieder des Förder­vereins lebt, eine beachtliche Besucherzahl und bedeutet auch viel Arbeit für die Ehrenamtlichen, die diese Führungen durch die Ausstellung übernehmen.

Doch das Engagement der Fördervereinsmitglieder ist nicht auf  Museumsführungen beschränkt. Die Sammlung muss in Stand gehalten und gepflegt werden, neue Aus­stellungsstücke integriert werden, regelmäßig werden Sonderausstellungen konzi­piert und umgesetzt, es gibt Museumskonzerte und vieles mehr.

Mit der heutigen Verleihung unseres SPD-Ehrenamtspreises an den Förderverein des Musikinstrumentenmuseums Lißberg wollen wir Danke sagen für dieses Engage­ment!

Dank Ihres Einsatzes können sich die Besucherinnen und Besucher nicht nur über die Entwicklungsgeschichte der Musikinstrumente informieren. Ihr Museum ist auch ein Beitrag zum kulturellen Reichtum unserer Region und eine Attraktion entlang des Vulkanradwegs. Das Musikinstrumentenmuseum ist außerdem ein besonders schöner Teil der Museumslandschaft Oberhessen, die insgesamt 35 Museen in der Wetterau und im Vogelsberg umfasst und genauso Einheimische wie Touristen anlockt.

Zu dieser Museumslandschaft zählen etwa auch der Modellbahnhof in Stockheim, das Kunstgussmuseum in Hirzenhain oder das Heimatmuseum hier in Nidda. Ohne diese Museen müsste Oberhessen auf ein großes Stück Kultur verzichten. Die­jenigen dieser 35 Museen, die nicht privatwirtschaftlich betrieben werden, sondern vor allem von den ehrenamtlich Tätigen leben, sind aber nicht nur eine kulturelle Bereicherung, sondern auch ein Ausdruck des sozialen Zusammenhalts und des bürgerschaftlichen Engagements, das unsere Gesellschaft bereichert.
Im kommenden Jahr feiert ihr Förderverein zusammen mit dem Museum sein 25-jähriges Bestehen. Zu diesem langjährigen Einsatz für das Musikinstrumenten­museum, für Lißberg, für Ortenberg und für ganz Oberhessen möchten wir Ihnen schon heute mit der Überreichung der Ehrenamtsrose gratulieren!

Wir wünschen Ihnen weiter großen Erfolg bei Ihrer Arbeit, viele Unterstützerinnen und Unterstützer sowie vor allem zahlreiche Besucherinnen und Besucher, die sich von Ihrer Begeisterung für die Entwicklung der Musikinstrumente anstecken lassen.